September / Oktober 2009

September / Oktober 2009

Der Sommer schwindet und erste Vorbereitungen für die kalte Jahreszeit

Der Kräuterrundbrief erscheint spät. Eine Reihe von letzten Märkten und eine hartnäckige Erkältung  verhinderten meine rechte Konzentration. Entschuldigung an alle, die auf das Erscheinen neuer Nachrichten bereits gewartet haben.

Die Arbeit  mit den Pflanzen, das Wässern und Pflegen und auch das tägliche Beobachten gehen ungeachtet aller Befindlichkeiten weiter und es macht Freude zu sehen, wie sich die Natur ständig verändert.

 
In der Natur

Auf der naheliegenden Wildwiese – meiner Experimentierwiese-  blühen immer noch die Moschusmalven mit  dem Hauhechel rosafarben und die dunkelrosa Blüten des Wirbeldost blitzen aus dem Gras hervor. Der Grasschnitt im Juni hat die Blüte bis in den Herbst hinein verzögert. Die ersten Pflanzen habe ich in die Wiese gepflanzt. Sie sind gut unkrautverträglich, bei der Vermehrung helfe ich nach.  Im Herbst, wenn die ersten Samen reif sind, verteile ich sie in die aufgeworfene Erde der Maulwurfshügel. Wie schön, wenn sie sich an anderen Stellen weiter ausbreiten können. Träumen Sie auch von einer blühenden Wildwiese? Vielleicht fangen Sie mit einer kleinen Ecke Ihres Rasens an. Am prächtigsten gedeiht diese bei kargem Boden. Der erste Schritt dahin ist eine Abmagerung des Bodens. Als Tip für die kommende Saison: Fangen Sie mit einer kleiner Ecke Ihres Rasens an: Beseitigen Sie den Grasschnitt an dieser Stelle regelmäßig (gedüngt werden darf  dort nicht mehr). Mit jedem Sommer wird das Gras niedriger wachsen und die Pflanzen, die sie dort hineinsetzen, werden üppiger blühen und nicht vom Gras überwachsen werden. In den nächsten Rundbriefen werde ich ausführlicher darüber berichten.  Da ich diesbezüglich immer neue Erfahrungen sammle, werde ich diese an Sie weitergeben. Über  Ihre Tips und Erfahrungsberichte würde ich mich freuen.  Ein Kurs, den Anja Knuth im nächsten Jahr  in der Gärtnerei anbieten wird, hat zum Thema: Der ungeordnete Garten. Vielleicht eröffnen sich ja im Rahmen der Auseinandersetzung mit diesem Thema  Anregungen für Sie, den Garten neu und anders zu genießen.

 
Im Garten

Die Frühblüher , wie Violen und Schlüsselblumen bilden jetzt im Herbst ihre Blütenansätze, Erdbeeren ebenso. Die 2-jährigen müssen jetzt ihre Rosetten entwickeln für eine üppige Blüte im folgenden Jahr. Zusätzlich zu den im letzten Rundbrief genannten gehören hierzu: der Färberwaid, die Färberreseda, die Kronenlichtnelke (Lychnis coronaria), das 1000-Güldenkräut und auch der für Trockensträuße so beliebte Silbertaler (Lunaria annua). Die Minzen bereiten sich auf ihre Weise auf das kommende Jahr vor: ab Spätsommer entwickeln sie lange Triebe (Ausläufer), um damit dann im nächsten Frühjahr an anderer Stelle aus der Erde zu sprießen. Der Grund: Sie bevorzugen nährstoffreichen, unverbrauchten Boden und in den wachsen sie hinein. Ich halte es für keine gute Lösung, die Minzen in Töpfe einzusperren. Einige Sorten  sind so kräftig, daß sie doch über den Rand wachsen,  und andere Minzen wachsen so jämmerlich schlecht, daß sie fast eingehen.

Wenn Sie in Ihrem Garten nur begrenzt Platz für Minzen haben, rate ich: Kürzen Sie jetzt alle Triebe und versorgen Sie ihre Pflanzen regelmäßig jährlich mit organischen Nährstoffen, wie Kompost,  Rasen-Pflanzenmulch, verrottetem Mist. Stechen Sie zusätzlich im Frühjahr Ihre Minzen auf das gewünschte Maß ab. So können Sie selbst in einem kleinen Garten mehrere Minzen kultivieren.

Der deutsche Estragon gehört ebenso zu den  ausufernden Stauden, die regelmäßig Nährstoffe wünschen. Wenn Sie nur begrenzt  Platz haben, scheuen Sie nicht, Unerwünschtes abzustechen. Denken sie nur daran, ihre Pflanze mit den gewünschten Nährstoffen zu versorgen.

 
Gefüllte Weinblätter

Ein griechisches Sommerezept mit den letzten frischen Minzblättern

(eignet sich gut zum Mitnehmen oder für das kalte Büffet)

Füllung:
400g Zwiebeln
3 EL Olivenöl
150g Langkornreis
50 g Korinthen (nach Geschmack) können auch weggelassen werden
50 g Pinienkerne
Salz und Pfeffer
frische Pfefferminzblätter
eingelegte Weinblätter
1 große Zitrone (oder 2 kleinere)
120 ccm Olivenöl

- Zwiebeln abziehen, würfeln und in Olivenöl glasig dünsten
- Den ungekochten Reis, die heiß abgespülten Korinthen, Pinienkerne und die fein gehackte Minze zu den Zwiebeln geben
- mit Salz und Pfeffer kräftig würzen
- Weinblätter auseinanderrollen, mit der glänzenden Seite nach unten auf die Arbeitsfläche legen
- 2 Teelöffel der Füllung in die Mitte des Blattes legen, ein Blattdrittel über die Füllung klappen, die Seiten einschlagen und fest aufrollen.
- die Röllchen (mit der Naht nach unten) dicht nebeneinander in eine ofenfeste flache Form legen
- 1/8 l Wasser mit dem Saft einer Zitrone und dem Olivenöl verrühren und über die Weinblätter gießen
-  Form abdecken und im vorgeheizten Backofen (200°) eine Stunde garen.

Anmerkung: Es ist auch möglich, den Reis vorher halbgar zu kochen, dann einzurollen und mit etwas weniger Wasser (als oben angegeben), Zitronensaft und Öl fertig zu garen.


Ein französiches Rezept für die Verwendung von Estragon
(es muß der deutsche oder der  französiche aromatische Estragon sein, der russische ist geschmacklos mit strohigem Geschmack)
 
Estragonhähnchen

 

1 Hähnchen (zerteilt oder ganz)
Butaris
1/8 l trockener Weißwein
1 Bund Estragon
2 EL Estragonsenf
2 Becher Creme fraiche
 
- Das Hähnchen salzen und pfeffern und in Butaris anbraten
- Mit Wein ablöschen
- Estragon  fein hacken und dazugeben
- Hitze reduzieren und schmoren lassen, bis das Fleisch gar ist (Flüssigkeit kontrollieren)
- Fleisch beiseite stellen
- Für die Soße Creme fraiche und Estragonsenf  in den Schmorsud geben
- Mit Wein, Wasser, Salz und Pfeffer abschmecken

Schneiden oder nicht schneiden

Leider gibt es keine allgemeine Regel.

Wenn Pflanzen erfahrungsgemäß winterhart sind, können Sie das Herunterschneiden je nach Vorliebe im Herbst oder im Frühjahr erledigen. Bedenken Sie: Die Samen vieler Stauden dienen den Vögeln als Nahrung und auch die Silhouette der Pflanzen im Frost/Schnee ist dekorativ.

Alle mediterranen Stauden wie Rosmarin, Bohnenkraut, Thymian und Lavendel sollten erst im Frühjahr heruntergeschnitten werden. Die Zweige dienen der Pflanze als Frostschutz bei starken Minustemperaturen. Ausnahme: Salbei: der blüht am vorjährigen Holz und als Frühblüher im Juni kann er direkt nach der Blüte heruntergeschnitten werden.

Bei einigen Dauerblühern ist es ratsam, dem Blühen im September durch radikalen Rückschnitt ein Ende zu bereiten. Die Pflanzen können  sich so vor dem Winter neu bestocken und kommen sicherer durch den Winter. Die Färberkamille, die Prairiemalve und die Prachtkerze gehören hierzu. Auch die 2-jährigen können sie durch einen rechtzeitigen Rückschnitt zu Dauerhaftigkeit erziehen. Die Stockrose, die Nachtviole und der so wunderschön und langblühende Oktobersonnenhut (Rudbeckia triloba) fallen in diese Gruppe.

Beobachten und experimentieren Sie. Die Winterhärte hängt sich auch von der Düngung des Bodens ab. Bei üppig versorgtem Bodens erscheint es mir umso wichtiger, dem Blühen ein Ende zu bereiten.

Gräser schneide ich nie im Herbst: Diese bieten im Winter so viel Dekoratives, daß man diese im März/April zurücknehmen kann.

 
Was kann man jetzt noch pflanzen?

Diese Frage schließt sich gleich an. Alles, was gut winterhart ist, kann jetzt noch in die Erde, damit es sich früh mit der Erwärmung des Bodens im Frühjahr entwickeln kann.

Mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Salbei, Thymian und Bohnenkraut würde ich jetzt nur

-in einen Tontopf und den vor Regen geschützt im Winter halten

-auf einen Hügel, ein Hochbeet oder

-eine Kräuterspirale pflanzen

Der Grund hierfür ist,  daß diese Pflanzen keine Winternässe mögen und sie als kleine, unentwickelte und nicht voll bewurzelte Pflanzen der Nässe umso mehr ausgesetzt sind.

 

Das Pflanzen von Gräsern, die durchlässigen Boden bevorzugen, sollten Sie bei schwerem Boden auf das Frühjahr verschieben. Z.B. Eragrostis (Liebesgras), Pampasgras (Cortaderia), Lampenputzergras (Pennisetum)

 

Jetzt ist der geeignete Zeitpunkt, Rosen zu pflanzen. Herbstpflanzung garantiert eine bessere Blüte im darauffolgenden Jahr. Die Rosen wachsen gut ins Frühjahr hinein und leiden so weniger unter den frühen Trockenphasen, die oft schon im April/Mai einsetzen. Wenn Sie veredelte Rosen gekauft haben, häufeln Sie diese an, um die Veredelungsstelle zu schützen, bei wurzelechten Rosen ist dies nicht notwendig.

 
Überwinterung von Pelargonien, Zitronenverbenen und Co?

Kürzen sie Ihre Duftpelargonien auf 5-10 cm. Es schmerzt auch mich jedes Jahr, den schönen Sommerflor, oft noch mit Blüten abzuscheiden. Aber es muß sein: Sie sparen zum einen Platz, die Pflanze wird weniger anfällig für Läuse (da die Blattmasse fehlt), Vorsicht beim Gießen: Weniger Blätter erfordern weniger Wasser. Die meisten Pflanzen verfaulen eher als daß sie vertrocknen. Befühlen Sie die Erde – im Winter darf sie sich gerne auch mal trockener anfühlen. Die meisten Gartenkräuter sind nicht als Zimmerpflanzen gedacht und sollten nur überwintert werden. Halten Sie diese so kühl wie möglich – es reicht, wenn sie frostfrei stehen. Leider ist dies bei unseren warmen Häusern und Wohnungen oft nicht möglich – dann ist ein kühleres Schlafzimmer oder ein Flur besser als ein vollbeheiztes Wohnzimmer. Mit der Zitronenverbene können Sie ähnlich verfahren, der Vorteil hier ist, daß sie anders als die Pelargonien dunkel überwintert werden kann. Sie verliert dann alle Blätter, treibt aber in der Regel bereitwillig wieder aus, wenn sie ab März ans Licht geholt und mehr gegossen wird.  Wenn Sie ein Experiment wagen wollen: die Zitronenverbene, der Ananassalbei, der Honigmelonensalbei ebenso wie einige Duftsalbeisorten haben sich manche Jahre als winterhart erwiesen, wenn diese ausreichend Schutz hatten.. Laub, Stroh und ab Weihnachten Reisig vom Tannenbaum eignen sich gut.

Pflanzen, die Frost vertragen können, sollten nicht ins Haus. Dort leiden sie nur und kümmern vor sich hin. Wenn Sie den Weg in den Garten im Dunkeln scheuen: Halten Sie einige Küchenkräuter im Topf und stellen diese nah an die Hauseingänge. Dort sind sie meist vor Regen geschützt und schnell zu erreichen. Einige wenige tropische Pflanzen können sie gut im Haus halten: Das Lemongras – lecker im Tee und in der Küche eignet sich hervorragend – es benötigt die Wärme und bekommt  nie Läuse. Neu im Angebot habe ich einen Blattkardamon, wüchsig und robust und auch wärmeliebend. Zu verwenden ist er ähnlich dem Lemongras. Die Aloe vera, eher ein  Heilkraut und sicher vielen bekannt, sollte in keinem Haus fehlen. Bei Verbrennungen und kleinen Wunden- ein immer bereites Mittel.
 
Rückblick
Die letzten Kurse nach den Sommerferien fanden zufriedene Teilnehmer/innen. Spannend im Kurs: Mein Boden und ich war der mikroskopische Blick in unsere Erde und die Zusammenhänge mit dem Wachstum unserer Pflanzen. Dies Verständnis unserer Erde möchten wir auch im nächsten Jahr weiter vertiefen. Einen lebendigen Boden zu schaffen, in dem Pflanzen gedeihen und Tiere und Menschen sich wohlfühlen ist eine wichtige Prämisse meiner Gärtnerei.  In den darauf folgenden ‚aktiven‘ Kursen wie „Zubereiten von Salben/Tinkturen“ und „Kräuterkränze“ nahmen die Teilnehmerinnen eine Reihe von selbst hergestellten ‚Schätzen‘ mit nach Hause. Einen wunderschönen Ausklang der Saison hatten wir beim Erntedankritual mit Leonie Gaul bei bestem Herbstwetter.
Das neue Kursprogramm wird im Januar 2010 erscheinen. Sie werden es auf meiner Internetseite finden, auf Nachfrage kann ich es Ihnen auch zuschicken. So viel nur vorab: Es wird Angebote mit längeren Kursen geben,  z.B. mit der Schamanin Leonie Gaul und auch Kurzvorträge/Diskussionen zu wechselnden Garten- und Pflanzenthemen. Wenn Sie Wünsche oder Anregungen haben, geben Sie diese bitte an mich weiter.

 

 

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